Baden Geotouren                                                                   

Die Badische Revolution

  • Revolution in Baden

    Das Hungerlied

    Verehrter Herr und König,
    Weißt du die schlimme Geschicht?
    Am Montag aßen wir wenig,
    Und am Dienstag aßen wir nicht.

    Und am Mittwoch mussten wir darben
    Und am Donnerstag litten wir Not;
    Und ach, am Freitag starben
    Wir fast den Hungertod!

    Drum lass am Samstag backen
    Das Brot fein säuberlich -
    Sonst werden wir sonntags packen
    Und fressen, o König, dich!

    Georg Weerth 1844

     

     

    „Offenburger Forderungen“ vom 12. September 1847

    Forderungen_des_Volkes_Offenburg_1847.jpg

    Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Schloß Rastatt -Bundesarchiv

     

    „Mannheimer Forderungen“ vom 27. Februar 1848
     

    Forderungen des deutschen Volkes

    Allgemeine Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere.

    Ein deutsches Parlament, frei gewählt durch das Volk.

    Jeder deutsche Mann, sobald er das 21ste Jahr

    erreicht hat, ist wahlfähig als Urwähler und wählbar zum

    Wahlmann. Auf je 1000 Seelen wird ein Wahlmann

    ernannt, auf je 100 000 Seelen ein Abgeordneter zum

    Parlament. Jeder Deutsche ohne Rücksicht auf Rang,

    Stand, Vermögen und Religion, kann Mitglied dieses

    Parlaments werden, sobald er das 25. Lebensjahr zurück-

    gelegt hat. Das Parlament wird seinen Sitz in Frankfurt

    haben und seine Geschäfts-Ordnung selbst entwerfen.

    Unbedingte Preßfreiheit.

    Vollständige Religions-, Gewissens- und Lehrfreiheit,

    Volksthümliche Rechtspflege mit Schwurgerichten.

    Allgemeines deutsches Staatsbürger-Recht.

    Gerechte Besteuerung nach dem Einkommen.

    Wohlstand, Bildung und Unterricht für Alle.

    Schutz und Gewährleistung der Arbeit.

    Ausgleichung des Mißverhältnisses von Kapital und Arbeit.

    Volksthümliche und billige Staats-Verwaltung.

    Verantwortlichkeit aller Minister und Staatsbeamten.

    Abschaffung aller Vorrechte.
     

    Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Schloß Rastatt -Bundesarchiv

     

     Johann Peter Hasenclever Arbeiter vor dem Magistrat um 184850 Museum Kunstpalast Dusseldorf

     Johann Peter Hasenclever Arbeiter vor dem Magistrat um 1848/50 Museum Kunstpalast Düsseldorf
     
     
    „Eine Revolution ist ein Unglück, aber ein größeres Unglück ist eine verunglückte Revolution“
    Heinrich Heine
  • Kalenderblatt 31. Mai

    Kalenderblatt 31. Mai

    Am 31. Mai 1817 wurde Georg Herwegh,

    Dichter, Poet und Revolutionär, 

    in Stuttgart geboren.

     

    Die Gartenlaube 1875 b 521

     

     

    Zu Frankfurt an dem Main

    Die Wäsche wird nicht rein;

    Sie bürsten und sie bürsten,

    die Fürsten bleiben Fürsten

    Die Mohren bleiben Mohren

    Trotz aller Professoren

    Im Parla – Parla – Parlament

    Das Reden nimmt kein End’!

     

  • Kalenderblatt 27. Februar 1848

    Kalenderblatt 27. Februar 1848

    Am 27. Februar 1848 wurden auf der Mannheimer Volksversammlung vier Forderungen an das Großherzogtum Baden gestellt.

    Damit begann die Badische Revolution.

     

    Maerzforderungen

     

    Preußische Soldaten und Söldner der Habsburger löschten die Revolution und deren Anhänger bis zum Herbst 1849 mit brutaler Gewalt aus.

  • Georg Herwegh

    Georg Herwegh

     

    Georg Herwegh 300geb. 31. Mai 1817 bei Stuttgart, †  7. April 1875 in Baden-Baden
    war Poet, Dichter, Salon-Revolutionär, Vordenker, Shakespeare-Übersetzer und ein Mensch, der selten lachte.

    Georgs Vater Ludwig Herwegh war ein aus Baden eingewanderter Gastwirt.
    Seine Mutter Rosina Märklin stammte aus einer schwäbischen Apothekerfamilie.
    Die Ehe war nicht glücklich. Ludwig und Rosina stritten sich oft, heftig und rau.

     

     

    Mit elf Jahren kam er zu seiner Großmutter nach Balingen, konnte auf Betreiben seiner Mutter die Lateinschule besuchen und als Vorbereitung zur Aufnahme in Maulbronn ein staatliches Examen ablegen.
    Dann wurde er krank.


    Ein angehender Mediziner promovierte über den Fall „Geschichte eines St. Veits-Tanzes (1) welcher mit dem thierischen Magnetismus (2)  behandelt und zum Theil geheilt wurde“.

    Georg war vierzehn Jahre alt, als sich seine Eltern trennten und er in das Maulbronner Seminar aufgenommen wurde. (3)

    Mit Achtzehn verließ er Maulbronn um in Tübingen zu studieren.
    Von dem theologischen Studium unbefriedigt, und unter den kasernenartigen Verhältnissen des Stifts leidend, geriet er nach mehreren „unehrerbietigen Äußerungen“ zunehmend in den Fokus der Verwaltung. (4)

    An einem lauen Sommerabend des Jahres 1836  kam Georg fröhlich angetrunken, aber leider viel zu spät aus dem Wirtshaus zurück ins Stift.  Er war sehr impulsiv, beleidigte die Wache und zwei ältere Studenten, wanderte in den Karzer und wurde aus dem Stift entlassen.

    Georg zog wieder nach Stuttgart, arbeitete bei August Lewald in dessen Zeitschrift „Europa“ mit. Lewald beschreibt ihn als einen „in sich gekehrten, bei Diskussionen schroffen poetischen Geist“.

    Georg wird zum Militärdienst eingezogen. Er sieht seine reale Situation nicht, beleidigt einen Unteroffizier und aus einer durch Lewalds Beziehungen eingefädelten möglichen „Beurlaubung“ wird dank Georgs Ego eine vierwöchige Kasernenhaft.

    Nach verbüßter Haft musste er sein Geld als Übersetzter (Lamartine) verdienen.
    Und als er dann doch wieder auf einen Maskenball ging, warf ihn ein gräflicher Oberstleutnant nach „frechem Benehmen“ hinaus und erstatte Anzeige. Ihm drohte die (Zwangs) Einberufung auf „unbestimmte Zeit, zur besseren Bekanntmachung der Disziplin und Subordination“.

    Im Sommer 1839 floh er mit Hilfe seines Freundes Dietzel auf dem „Schwabenweg“ in die Schweiz zu Heinrich Elsner („Leuchtturm“-Herausgeber in Thurgau).

    Auch in der Schweiz, aber in Zürich und Winterthur, wurde 1841 das „Literarische Comptoir“ gegründet und Julius Fröbel verlegte als erstes Werk Georg Herweghs  „Gedichte eines Lebendigen“. (5)

    Das Buch wurde ein Bestseller.

    Herwegh wurde ins Rampenlicht katapultiert, seine Gedichte trafen den Nerv der Zeit.

    Seinem Gnadengesuch wurde stattgegeben (gegen ihn bestand immer noch ein Haftbefehl wegen Fahnenflucht).
    Nun konnte er wieder in die deutschen Länder reisen.
    Es wurde ein Triumphzug des Weltbürgers, des ehernen Sängers, von Mainz nach Köln (dort lernte er K. Marx kennen) bei Fackelzügen und Banketten, über Leipzig, wo sie unterm Balkon seine Gedichte rezitierten und ihn mit einem Lorbeerkranz schmückten. In Dresden lernte er Arnold Ruge kennen, der ihn wiederum mit Bakunin und Turgenjew bekannt machte. Dann reiste er nach Berlin.

    Hier fieberte bereits Emma, die selbstbewusste Tochter des sehr vermögenden Seidenwaren- und Modehaus-Besitzers Siegmund, im gleichen Monat und Jahr wie Georg geboren, seiner von ihr arrangierten Ankunft entgegen.
    Georg kannte Emma nicht, aber Emma hatte sich schon bei der Lektüre der „Gedichte eines Lebendigen“ in ihren Poeten verliebt.
    Jetzt stand er vor ihr.
    Acht Tage später verlobten sie sich.

    Dann Herweghs Audienz beim preußischen König.
    Stumm und ehrfurchtsvoll blieb er wohl, und „machte seinen Diener“ (Heine).
    Erst im nach hinein rechtfertigte er sich mit seinem „Wort unter vier Augen“. Als dieses Schreiben (angeblich durch Indiskretion) veröffentlicht wurde, musste Herwegh Preußen innerhalb eines Tages verlassen, trennte sich von seiner Verlobten und reiste in die Schweiz, wo er sich die Bürgerrechte im Kanton Baselland kaufte.

    Dort heirateten Georg und Emma am 8. März 1843.
    Emma war eine schöne, temperamentvolle, intelligente Frau und eine gute Partie. (6).

    Die Hochzeitsreise führte über Frankreich nach Italien. Mit dem Schiff dann nach Neapel, für sieben Wochen. Sie zogen nach Paris, ans Seineufer. Das Ehepaar Marx und Ruge wohnten um die Ecke.

    Georg schrieb für den „Vorwärts!“, eine kritische Zeitung, die bald wegen „politischer Beiträge“ verboten wurde.

    Er hatte ein Verhältnis mit Marie Comtesse d’Agoult. Über sie lernte er Liszt kennen, der einige seiner Gedichte vertonte, u.a. das „Rheinweinlied“(7).

    Die Herweghs zog es, mit ihren Freunden Carl Vogt und Michail Bakunin ans Meer, nach St. Malo, nach Nizza.
    Sie fieberten der Revolution entgegen.
    Die ließ auf sich warten. So hatte man Zeit und Muße, Georg widmete sich der Meeresbiologie (8).

    Dann kam sie doch, die Revolution.
    Der französische König floh nach England.
    Auf der anderen Rheinseite forderten Hecker und Struve die deutsche Republik.

    In Paris sammelten sich die deutschen Handwerker in der Deutschen demokratischen Gesellschaft und Herwegh schrieb an Hecker, nannte 5.000 Mann, die „binnen acht Tagen an der Grenze stehen können.“ (9).

    Nach einigem Exerzieren, vielen Hurra-Rufen und endlosen Reden, zog schließlich ein bunter Haufen von etwa 700 Mann nach Straßburg.

    In Konstanz rief Hecker die Republik aus, zog gen Norden nach Engen.
    Die unerschrockene Emma Herwegh suchte ihn dort auf und bot Hilfe an.

    Am Ostermontag 1848 überquerten ein Poet, der kein Stratege war,
    dessen Frau, die sich vor nichts fürchtete, außer dass ihrem Georg ein Leid geschehen könnte,
    ein paar charakterstarke Kommandeure
    und ungefähr 600 Mann, die 200 Gewehre hatten (der Rest nur Sensen),
    den Rhein,
    um im Vaterland „der Freiheit eine Gasse zu brechen“.

    Es war eine Sackgasse.
    Das Großherzogtum Baden hatte, zusammen mit Hessen, Bayern und Württemberg mehr als 30.000 Soldaten gegen die Aufständischen aufgeboten.
    Hecker und Struve waren bereits geschlagen, die Herwegh’sche Schar konnte nur noch versuchen in die Schweiz zu entkommen.

    Der Tross kam bis Dossenbach (also fast bis Rheinfelden). Eine württembergische Kompanie stellte und besiegte die Freischärler. Emma und Georg entkamen (10).

    Monate später waren sie wieder in Paris.

     

     Zu Frankfurt an dem Main
    Die Wäsche wird nicht rein;
    Sie bürsten und sie bürsten,
    die Fürsten bleiben Fürsten
    Die Mohren bleiben Mohren
    Trotz aller Professoren
    Im Parla – Parla – Parlament
    Das Reden nimmt kein End’!

     

    In Wien machte Fürst zu Windisch-Graetz mit den Revolutionären kurzen Prozess. 2.000 Menschen starben. Der Abgeordnete Robert Blum wurde, trotz seiner Immunität als Abgeordneter, erschossen.

    Georg zog sich zurück. Alle Politik sei Schund, nur die Naturwissenschaft sei wahr.

    Wahr war auch Georgs Liaison mit Natalie Herzen (11). Aus dem Karneval der freien Liebe wurde eine Tragödie (12).

    Zwischen Herwegh und Wagner entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Mit Liszt zusammen, schwärmten sie von großen gemeinsamen musikalischen Werken.

     

    Einige Jahre später wurde Georg in die Führung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins berufen und nach Drängen Lassalles verfasste er sein berühmtes Bundeslied:

    Menschenbienen, die Natur,
    Gab sie euch den Honig nur?
    Seht die Drohnen um euch her!
    Habt ihr keinen Stachel mehr?

    Mann der Arbeit, aufgewacht!
    Und erkenne deine Macht!
    Alle Räder stehen still,
    Wenn dein starker Arm es will.

     

     

     Die finanzielle Situation der Herweghs verschlechterte sich.
    Georg musste auch seine Bibliothek verkaufen und floh vor den Gläubigern aus Zürich.
    Er ließ sich in Baden-Baden (Sophienstraße) nieder. Im Oktober 1866 kam Emma mit den zwei Kindern (Ada und Marcel) nach.
    Die Familie zog nach Lichtental.
    Georg übersetzte Shakespeare.

    Was kein freier, deutscher Patriot sich vorgestellt hatte: nicht die Revolutionäre schufen mit dem Volk „von unten“ ein Deutschland, sondern Bismarck tat dies, mit „Blut und Eisen“, „von oben“ - wie er es angekündigt hatte.

    Georg war entsetzt.


    „Germania mir graut vor dir! Mir graut vor dir, ich glaube fast, daß du, in argen Wahn versunken, mit falscher Größe suchst zu punkten, und daß du, gottesgnadentrunken, das Menschenrecht vergessen hast“.

     

    Wo waren alle seine Freunde? Tot, ausgewandert, auf der anderen Seite?
    Er hatte nur noch wenige, z.B. Carl Dernfeld (Architekt der Kirche St. Bonifatius in Lichtental und des neuen Friedrichsbades).

    Um Georg wurde es einsam.
    Im Alter von 58 Jahren starb er im April des Jahres 1875 an einer Lungenentzündung.

    Emma bestattete ihren geliebten Georg in der Schweiz, im Kanton Baselland in „freier republikanischer Erde“.

    Sein Wunsch, nach dem erhofften Zusammenbruch „Germaniens“ auf seinem Grabstein die Zeilen „Getrost mein Vater, Preußen ist nicht mehr!“ hinzuzufügen, wurde nicht erfüllt.

     

    Die Fragen sind erledigt,
    Die Pfaffen machen bim bam bum;
    Den Armen wird gepredigt
    Das Evangelium.


    (1) Georg erkrankte wahrscheinlich an der Autoimmunkrankheit Chorea, die wie   Parkinson, durch einen Zerfall der Basalganglien eingeleitet wird.

    Demgegenüber war der Veitstanz ein mittelalterliches Massenphänomen in Europa.
    „Die Menschen tanzten......... mit vielerlei Verrenkung,......bis sie zur Erde fielen.“
    Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges werden die Berichte über die „Tanzwut“ spärlicher.

    (2) 1780 entdeckte Luigi Galvani bei Induktionsversuchen mittels Lichtbogenentladungen den Einfluss elektrischer Ströme auf Muskelgewebe bei Fröschen. Verschiedene Metalle und natürliche Magnete galten alsbald als Stoffe mit großer, positiver Wirkung auf den menschlichen Organismus (Mesmerismus).

    (3) Dazu musste Georg eine Prüfung in Latein, Griechisch und Hebräisch ablegen.  

    (4) Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse sorgte für ein Klima der Angst. Verbote und Verordnungen bestimmten auch das studentische Leben von Georg.
    Im Stift gab eine strikte Kleiderordnung, der Alltag war minutiös vorgegeben.
    Studentische Organisationen waren verboten. Einrichtungen, wie Turnvereine, aber auch Gartenvereine, waren verboten. Die inländische Presse wurde scharf zensiert, Publikationen aus dem Ausland unterbunden.

    (5) Ein Gedichtband voller Klischees, aber auch Hoffnung mit martialischem, aber auch geflügeltem Vokabular, Zitate: „Reißt die Kreuze aus der Erden! Alle sollen Schwerter werden“, „Voran zum heiligen Krieg“, oder „Und durch Europa brechen wir der Freiheit eine Gasse“, aber auch „O wag’ es doch, nur Einen Tag, Nur Einen, frei zu sein“.
    Heinrich Heine, der Georg Herwegh als „eiserne Lerche“ bezeichnete (in einem Gedicht, was er zu Lebzeiten nicht veröffentlichte), war gegen diesen „Wartburger Spuk“.

    (6) Herwegh, der noch zwei Jahre zuvor um Schuhe betteln musste, erhielt jetzt als Vorschuss auf Emmas Mitgift 20.000 Francs pro Jahr. Ausserdem verdiente er durch die Einnahmen seines Bestsellers anfangs gut.
    20.000 Francs entsprachen damals (1850) ungefähr 6.000 Taler.
    Der Wochenlohn eines Webers betrug 3 Taler und 3 Silbergroschen.

     

    (7) Rheinweinlied:

    Wo solch ein Feuer noch gedeiht,
    Und solch ein Wein noch Flammen speit,
    Da lassen wir in Ewigkeit
    Uns nimmermehr vertreiben.
    Stoßt an! Stoßt an! Der Rhein,
    Und wär’s nur um den Wein,
    Der Rhein soll deutsch verbleiben.

    Der ist sein Rebenblut nicht wert,
    das deutsche Weib, den deutschen Herd,
    Der nicht auch freudig schwingt sein Schwert,
    Die Feinde aufzureiben.
    Frisch in die Schlacht hinein!
    Hinein für unsern Rhein!
    Der Rhein soll deutsch verbleiben.

     

    (8) Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Naturwissenschaften (und die Industrialisierung) in einem atemberaubenden Tempo. Physik, Chemie und Biologie wurden eigenständige Wissenschaften. Es war chic, biologische Studien und Versuche durchzuführen, man suchte das „Lebensprinzip“ zu ergründen.

    (9) In Paris lebten um diese Zeit ca. 50.000 deutsche Handwerker. Im Frühjahr 1848 wurden viele arbeitslos. Vor allem Bornstedt organisierte die Legion, sammelte Geld und Waffen. Herwegh wurde zum Präsidenten der Liga ausgerufen.

    (10) Die Umstände der Flucht, Georg soll sich im Spritzleder (das ist ein Lederschutz an der Seite von Kutschen und Wagen) versteckt haben, führte zu Spottgedichten, „....Heiß fiel es dem Herwegh bei, Daß der Hinweg besser sei...“.

    (11) Natalie Herzen, war die zarte, feine, intelligente Ehefrau von Alexander Herzen, einem adligen Schriftsteller, Publizist und Spross einer reichen russischen Familie. Alexanders Eltern heirateten nicht, er war ein Herzenskind und hieß deshalb Herzen.

    (12) Nach einigem Hin und Her zogen die beiden Paare nach Nizza in ein von Herzen angemietetes Haus.
    Die Herweghs waren nahezu pleite. Emma nahm bei Alexander Herzen einen Kredit über 10.000 Francs auf.
    Die Tragödie begann.
    Große Emotionen, angedrohte Abreisen, Georg flehte Alexander Herzen (über Emma) an, ihm das Leben zu nehmen, Natalie forderte dies von von Georg und Emma bot Alexander an, bei ihm zu bleiben, wenn er Natalie freigäbe.
    Emma trennte sich von Georg, er zog nach Zürich und schrieb weiter seine Liebes-und Rechtfertigungsbriefe an Natalie. Alexander und Natalie versöhnten sich.
    Er schrieb, beleidigend an Alexander. Den Antwortbrief von Natalie schickte er zurück, vertuschte dabei ungeschickt, dass er ihn gelesen hatte.
    Natalie starb nach einer Totgeburt.
    Zwei alte Freunde Alexanders (Haugh und Tessié) suchten Herwegh in dessen Hotel auf. Herwegh leugnete, wurde von Haug geohrfeigt und zum Duell aufgefordert. Herwegh kniff.
    Georg und Emma versöhnten sich und zogen wieder zusammen.

     

    Literatur:
    Ulrich Enzensberger, Herwegh Ein Heldenleben, Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1999
    Ein wunderbares Buch, aus dem die meisten Zitate dieses Beitrags stammen.

    Einundzwanzig Bogen aus der Schweiz, Herausgeber G.Herwegh, BiblioLife

     

    Bildnachweis:
    Georg Herwegh, gezeichnet von Emma Siegmund 1842, Herwegh Archiv, Dichtermuseum Liestal

    Museen:
    Dichtermuseum Liestal, Baselland



    Revolutionslied ça ira

     

     

     

     

     

       Emma Herwegh

    Biografie von Emma Herwegh

     

    Willi Andreas Weishaupt 2015
    © Baden-GEO-Touren

     

     

  • Emma Herwegh

    Emma Herwegh

     

    EHgeb. 10. Mai 1817 in Berlin, † 24. März 1904 in Paris

    war Literatin, Revolutionärin im badischen Bürgerkrieg 1848/49 und Frauenrechtlerin.

     

    Emma war die aufmüpfige Tochter des wohlhabenden Kaufmanns und Hoflieferanten J.G. Siegmund und dessen Frau Henriette.

    Wie alle jungen Frauen des Bildungsbürgertums spielte sie Klavier, liebte Liszt und malte.

    Aber sie sprach auch mehrere Sprachen und konnte sehr gut schwimmen, reiten und schießen.

    Sie liebte es, sich über die im Biedermeier bestehende Geschlechterrolle hinwegzusetzen.

     

     

     

    "Dem Manne gleichgestellt will ich nicht werden, ich bin es.

    Warum soll ich weniger sein als ein Mann?"

     

    Mit 24 Jahren war Emma noch nicht verheiratet, aber sie war verliebt, in  Georg Herwegh, der die „Gedichte eines Lebendigen“ verfasst hatte.

    Leider hatte sie ihn noch nie gesehen. Aber sie setzte alles daran ihn kennenzulernen.

    Im Winter 1842 war es soweit. Georg besuchte die Familie Siegmund.

    Eine Woche später verlobten sie sich, drei Monate später heirateten sie in Baden in der Schweiz. (1)

     

     In Paris fanden die beiden ihre neue Heimat.

    Jenny und Karl Marx wohnten um die Ecke.

     

    Im Februar 1848 revoltierten die Einwohner von Paris. Der König dankte ab. Metternich musste zurücktreten und die Berliner Barrikaden siegten für kurze Zeit über das preußische Militär.

    Im April 1848 versuchte Friedrich Hecker die Konstanzer Bürger für die Revolution zu begeistern. Zu wenige folgtem ihm.

    Hessische, württembergische und bayrische Truppen, fast 30.000 Mann wurden von den Herrschenden gegen die „demokratischen Agitatoren“ aufgeboten.

    Georg Herwegh wurde von den vielen deutschen Emigranten in Paris zum Präsidenten der Deutschen Demokratischen Liga gewählt.

    Ein bunter Haufen war dann die Revolutionsarmee, die mit Emma und Georg Herwegh zur Unterstützung Heckers nach Straßburg zog.

    Die tapfere Emma durchquerte mehrmals die feindlichen Linien und traf sich mit Hecker. (2)

    Emma lebt in Paris und Zürich.

    1855 plant Emma die Flucht von Felice Orsini aus dem Gefängnis in Mantua.

    Georg Herwegh ist derweil verliebt. Aber nicht in Emma, sondern in die Frau seines Freundes Alexander Herzens.

    Sie versuchen eine Ehe zu viert, aber nach heftigen Streitereien trennt man sich.

    Emma zieht nach Genua.

    Nach drei Jahren Trennung leben die beiden wieder gemeinsam in Zürich.

    Durch die Amnestiegesetze 1866 wird die Rückkehr nach Deutschland wieder möglich.

    Emma lässt sich mit ihrer Familie in Baden-Baden nieder und muss im Laufe der Zeit in immer kleinere Wohnungen umziehen.

    Nach dem Tod ihres Mannes 1875 zieht Emma über Stuttgart wieder nach Paris und lernt dort den Dichter und Verleger Frank Wiedekind kennen.

    Emma Herwegh stirbt mit 86 Jahren, wie Georg an einer Lungenentzündung.

    In „freier Erde“ wird sie in Liestal in der Schweiz an der Seite ihres Mannes beerdigt. Auf der von ihr entworfenen Grabplatte steht:

     

    Von den Mächtigen verfolgt,

    von den Knechten gehasst,

    Von den Meisten verkannt,

    Von den Seinen geliebt.“

     

    Nur eine kleine Plakette erinnert heute in Baden-Baden (Sophienstraße) noch an Emma Herwegh.

     

     

     Emma Herwegh Gedenktafel

     

    Willi Andreas Weishaupt 2015

    © Baden-GEO-Touren

     

    (1) Georg Herwegh wurde wegen Majestätsbeleidigung des Landes verwiesen.

    Im Vorfeld einer Audienz beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV. wurde ein Brief Herweghs, in dem er die politischen Verhältnisse anprangerte, publik.

    In Basel-Land bekam er die Bürgerrechte, nur dort konnte er heiraten.

    (2) Doch Hecker zögerte. Am 20. April 1848 trafen die Gegner (Hecker und von Gagern) auf der Scheideck bei Kandern (Wiesental bei Lörrach) aufeinander. General v. Gagern fällt, doch die Schlacht ist für die Aufständischen verloren. Hecker flieht in die Schweiz.

    Freiburg wird von den Bundestruppen eingenommen.

    Die Herweghsche Revolutionsarmee, die inzwischen den Rhein überquert hatte, wurde von den Württembergern in die Flucht geschlagen. Die Herweghs flüchteten in die Schweiz.

     

    Bildnachweis:

    • Wikipedia Commons
    • Baden-GEO-Touren

     

    Literatur:

    • Wolfgang Dreßen, 1848-1849: Bürgerkrieg in Baden, Chronik einer verlorenen Revolution, Klaus Wagenbach Berlin, 1975
    • Ursula Dörge, Emma Herwegh, Dichtergattin und Revolutionärin, aus
    • Zwischen Suppenküche und Allee, Frauengeschichten aus Baden-Baden, Gleichstellungsstelle der Stadt Baden-Baden, 2012

    Die Deutsche...

     

  • Die Deutsche Revolution und ihre Lieder

     
  • Bundesfestung Rastatt

     
    Plan der Festung aus dem Jahr 1849

    via Wikipedia Commons

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