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Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen

  • Der abenteuerliche Simplicissimus

    Der abenteuerliche Simplicissimus

  • Der abenteuerliche Simplicissimus

    Der abenteuerliche Simplicissimus
    Titelblatt der Erstausgabe des Romans "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch"

  • Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen

    Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen

     

    Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 240geb. um 1623 in Gelnhausen, † 17. August 1676 in Renchen

    war ein deutscher Schriftsteller. Mit seinem Hauptwerk, dem Simplicissimus schuf er den ersten barocken Roman in deutscher Sprache, der als umfassendstes Dokument des Dreißigjährigen Krieges überragende Bedeutung hat.

     Er stammt aus einer adeligen, später verarmten und verbürgerten Familie, die im 16. Jahrhundert ihren Stammsitz an der Werra aufgab, um sich im protestantischen Gelnhausen (Hessen) nieder zu lassen.

    Hans Jakobs Vater stirbt früh, seine Mutter heiratet erneut und folgt ihrem Mann nach Frankfurt.

    Hans Jakob wächst bei seinem Großvater, einem Bäcker auf, der seinen Adelstitel abgelegt hat und sich einfach Christoph nennt.

    Bis 1634 kann er die Lateinschule besuchen.

    In diesem Jahr kommt der Dreißigjährige Krieg nach Gelnhausen. Die katholische Liga brandschatzt die Region. Hans Jakob kann in die Festung  Hanau flüchten, fällt jedoch den kaiserlichen Truppen in die Hände. [1]

    So erlebt er schon als Zehnjähriger, als Troßbube, die Schrecken des Krieges, nimmt an der blutigen Schlacht bei Wittstock teil und kommt 1639 mit dem Leibdragonerregiment des General Götz nach Baden um das von den Schweden belagerte Breisach zu entsetzen.

    In Offenburg war er Musketier beim Oberstleutnant Hans Reinhard von Schauenburg. Den Schauenburgern diente er später als Schreiber und Sekretär. [2]

    Als dann endlich Frieden war, heiratete Hans Jakob  nach katholischem Ritus die einundzwanzigjährige Catharina Henninger, Tochter eines angesehenen Leutnants im Schauenburgischen Regiment.

    Mit ihr hatte er zehn Kinder.

    Er wurde Verwalter der Schauenburgischen Familiengüter in Gaisbach (bei Oberkirch) in der Ortenau.

    Über den Straßburger Arzt Johannes Küeffer lernt er den Bischof von Straßburg kennen, der ihn 1667 zum Schultheis (Ortsvorsteher, Gerichtsverwalter und Steuereinzieher) von Renchen (bei Oberkirch) macht. [2]

    Nun endlich hat Hans Jakob Christoph, der sich seit seiner Heirat wieder Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen nennt, ein geregeltes Auskommen und vor allem Muße.

    Alle seine Romane schreibt und publiziert er in den letzten zehn Jahren seines Lebens.

    Der abenteuerliche Simplicissimus-1 2401668 erscheint, bei dem Nürnberger Verleger Wolff Eberhard Feißecker einer der ersten Bestseller im deutschen Raum, Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, unter seinem anagrammatischen Namen GERMAN SCHLEIFHEIM von Sulsfort.

    Er veröffentlicht in rascher Folge das sechste Buch zum Simplicissimus und weitere Romane und Erzählungen.

    Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen stirbt, noch nicht einmal fünfundfünfzig Jahre alt,  am 17. August 1676 in Renchen.

    Durch seine Kriegserfahrungen ist ihm keine Grausamkeit, keine Rohheit fremd.

    Er raubt, betrügt, hurt und mordet wie andere auch in dieser aus den Fugen geratenen Zeit.

    Aber er beobachtet sich und sehnt sich nach einer besseren Welt.

    Die Erzählung ist keine Abenteuergeschichte, sondern ein sich entwickelnder Reifeprozess des Protagonisten in seiner Welt.

    Und über die sagt er:

    „Adieu Welt! Denn bei dir ist nichts Beständiges. Die hohen Türme werden vom Blitz erschlagen, die Mühlen vom Wasser hinweggeführt; das Holz wird von den Würmern, das Korn von Mäusen, die Früchte von Raupen und die Kleider von Schaben gefressen; das Vieh verdirbt vor Alter und der arme Mensch vor Krankheit.“

    Simplicius trifft im Wald auf ein Bildnis des Gottes Baldanders. Der hat ihn geformt:

    Bald groß, bald klein, bald reich bald arm, bald hoch bald nieder, bald lustig bald traurig, bald bös bald gut und in Summa bald so und bald anders.“

    Der Ich-Erzähler wächst im Spessart auf einem Bauernhof auf.

    Er weiß nicht wie er heißt oder wo er herkommt.

    Ein Söldnertrupp  brandschatzt das Gehöft. Der Bub flieht in den Wald und findet einen Einsiedler, der ihn Simplicius nennt und unterrichtet.

    Der Einsiedler stirbt und er wandert fort.

    Die Schweden fangen ihn, dort wird er Hofnarr.

    Dann macht der Sohn des Einsiedlers Karriere, wird der berühmte Jäger von Soest, und sogar reich.

    Er heiratet, verliert sein Vermögen und geht nach Frankreich. Die Damen von Paris erwarten ihn.

    Er hat Pocken, sinkt zum Landstreicher und wird wieder Soldat.

    Er trifft seinen Freund Ulrich Herzbruder und sie beschließen eine Wallfahrt nach Maria Einsiedeln zu unternehmen.

    Simplex heiratet und wird Bauer.

    Er wandert zum Mummelsee, wirft Steine ins Wasser um die dortigen Geister zu rufen. Die  erscheinen und geleiten ihn in phantastische Unterwasserwelten, die miteinander verbunden, bis ins Zentrum der Erde führen.

    Zum Abschied schenkt ihm der König der Sylphen einen Stein der, wenn man ihn auf den Boden legt, eine Mineralquelle hervorsprudeln lässt.

    Beim Weg nach Hause verirrt er sich und trifft Harz- und Holzmacher die ihn argwöhnisch beäugen. Derart abgelenkt, legt er sich hin und denkt nicht mehr an seinen magischen Stein. Alsbald sprudelt eine Heilquelle an seinem Schlafplatz hervor. Enttäuscht und mit „nichts als müde Bein und den Hergang vor den Hingang“ kehrt er zu seinem Bauernhof zurück.

    Als seine Frau stirbt, zieht er nach Russland und Asien und kehrt wieder zurück, um Einsiedler auf einer Schwarzwaldhöhe zu werden.

    Damit endet das fünfte Buch

    Aber diese Behaglichkeit bekommt ihm nicht und so reist er über Italien ins Heilige Land, wird überfallen, als Sklave verkauft und rettet sich in eine Robinsonade.

    Clemens Brentano nennt den Simplicissimus einen der vortrefflichsten Bücher.

    Es hat mir so wollen behagen, Mit Lachen die Wahrheit zu sagen.
    'Simplicius Simplicissimus'

    Quellen:

    [1] Brockhaus Konversations-Lexikon, Neue Revidierte Jubiläums-Ausgabe, Achter Band, 1903

    [2] Emil Ermatinger, Der abenteuerliche SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS, Kiepenheuer & Witsch Köln Berlin, 1968

    Willi Andreas Weishaupt 2014

    Ausflug zum Mummelsee

  • Oberkircher Grimmelshausen-Denkmal von Gerd Dörflinger

    Oberkirch Denkmal Grimmelshausen Dorflinger

    Grimmelshausendenkmal

     

    Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621/22-1676) hat ab 1649 fast zwei Jahrzehnte in den heutigen Oberkircher Ortsteilen Gaisbach und Tiergarten gelebt. Hier schrieb er große Teile des ersten deutschen Schelmenromans „Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“. Das Buch ist als wichtigstes deutschsprachiges Erzählwerk des Barock in die Weltliteratur eingegangen.

    Bei der Schaffung des Denkmals ließ sich der Oberkircher Bildhauer Gerd Dörflinger vom Titelkupfer des Simplicissimusromans inspirieren. Dort ist ein Mischwesen mit Satyrkopf, Frauenleib, Männerarm, Huf und Entenfuß, Flügel, Fischschwanz, Degen und Buch abgebildet.

    Es gibt verschiedene Interpretationen des Titelkupfers.

    So könnte das Mischwesen für die Unmoral und die Ambivalenz der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stehen. Für den frühneuzeitlichen Leser waren der Satyrkopf und die Masken ein deutlicher Hinweis auf den satirischen Charakter des Werks. Der Roman demaskiert die in ihm dargestellten Figuren und die Welt und er zeigt deren wahres Gesicht.

    Die Stadt Oberkirch ließ das Denkmal 2021 zur Feier des 400. Geburtstages von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen errichten.

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