Helgoland

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Helgoland bei schwerer See F. Schensky 

Für die Menschen vor 4.000 Jahren war Helgoland ein Ort der Magie.

Hier wurden Sonnenwendfeste gefeiert und Häuptlinge und Kriegerinnen begraben.

Damals war dies das heilige Land, dat helge Land, im Friesischen Halig Lunn. genannt (1)

Heute sieht man blaues Wasser um Helgoland, aber damals war hier grünes Marschland. Die flache Tiefebene zog sich von der schleswig-holsteinischen Geest bis zur Doggerbank und inmitten dieser weiten Ebene ragte ein Bundsandsteinfelsen empor, dat helge Land.

Tacitus spricht um 98 n.Chr. von einem heiligen Hain mitten im Meer.

720 n. Chr. wird die Insel zum ersten Mal von Willibrod, Bischof von Utrecht, urkundlich erwähnt. Er berichtet auch über die friesische Gottheit Fosite.

100 Jahre später vernichtet Bischof Liudger aus Münster auf Helgoland alle Heiligtümer Fosites und bekehrt die Bewohner zum christlichen Glauben.

Erster Priester wird Landricus, ein Helgoländer Hauptlingssohn.

 

Im Spätmittelalter war Helgoland Heringsland und Kupferlieferant.

Im 16. Jahrhundert tauchten riesige Heringsschwärme vor der Insel auf.

350 Schiffe und fast 3.000 Mann Besatzung gingen auf Heringsfang.

Fischfang Stahlstich

100 Jahre später blieben die Schwärme aus, und viele Helgoländer Fischer gingen auf Wal- und Robbenfang im Norden.

Oder sie wurden Lotsen. Seit 1665 gilt für die Elbe ein Lotsenexamen und die Lotsenordnung von 1682 bildete für viele Helgoländer eine neue Existenzgrundlage.

Wer, wenn nicht die Helgoländer, kannten die Flüsse, die Elbe und das Meer.

1711 wird südlich der Insel eine Austernbank angelegt, die jährlich bis zu einer Million Austern erbracht haben soll.

1721 kam die Nordsee an Land. Durch die Neujahrsflut wurde die Insel Helgoland von der Düne getrennt, der Steinwall zwischen den beiden Inselteilen wurde weggespült.

1807 eroberten die Engländer Helgoland, um die Kontinentalsperre Napoleons zu unterlaufen.

Für die Helgoländer war dieses Jahr das schlimmste Hungerjahr ihrer Geschichte.

Schon im nächsten Jahr erlebte die Insel durch die Blockadebrecher im Auftrag der Briten einen wirtschaftlichen Aufschwung ohnegleichen.

Der bekannteste Rebell war Klaus Reimers, der mit der Tochter des Neuwerker Leuchtturmwärters, die die notwendigen Signale gab, die Schmuggelfahrten organisierte.

Der Handel florierte. 1809 lagen Waren im Wert von 10 Millionen Mark auf der Insel, 1810 wurden Güter im Wert von 20 Millionen Pfund Sterling von Helgoland aus verschifft.

Der gesamte britische Handel lief über die Kronkolonien Helgoland, Capri, Malta, die Kanalinseln und Gibraltar. Zeitweilig lebten und wirkten über 150 Schmuggler und Spione auf der Insel. Auf Reede lagen bis zu 100 Segler.

Helgoland war britische Kronkolonie von 1807 – 1890.

Helgoland Standort Enten

Von diesem Standpunkt aus beobachteten die Helgoländer am 9.Mai 1864 die Seeschlacht zwischen preußischen Schiffen, einer unter dem Kommando des Admirals Tegethoff aus Triest zu Hilfe geeilten österreichischen Flotte und dänischen Kriegsschiffen.

„Die dänische Flotte räumte am Abend das Schlachtfeld und kehrte nicht zurück. Wohl aber beherrschten die deutschen Schiffe die Gewässer von Holland bis Skagen“ schrieb Heinrich Gätke am 18. Mai 1864 in den Hamburger Nachrichten.

Im Oktober wurde der „Frieden von Wien“ geschlossen. Dänemark verlor die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

Nach der Übernahme Helgolands durch das Deutsche Reich im Jahre 1890 beginnt der Ausbau der Insel zur Seefestung mit der Anlage eines Kriegshafens, dem heutigen Südhafen, im Jahre 1906.

4 Jahre später war der Hafen so weit ausgebaut, dass auch die letzten Austernbänke zerstört waren.

Im August 1914, zu Beginn des ersten Weltkrieges müssen alle Inselbewohner ihre Heimat verlassen.

4.000 Marinesoldaten werden auf Helgoland stationiert.

U Boothafen auf Helgoland 1916

U-Boothafen auf Helgoland, 1916

 

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, am 18./19. April 1945 flog die britische Air Force ihren letzten Vernichtungsangriff.

Ziel war Helgoland.

Alle Häuser wurden zerstört und gingen in Flammen auf. Nur der Flakturm, der heutige Leuchtturm, wurde nicht getroffen.

285 Menschen starben.

Alle Inselbewohner mussten am 19. April 1945 evakuiert werden.

Die Insel-Gemeinde existierte nicht mehr.

Die Engländer nutzten die Insel als Zielopjekt. Die Lummen brüteten weiter.

Zwei Jahre später, am Jahres-Tag der Bombardierung, versuchen die Engländer, die Insel zu sprengen. Mit 6.700 t Sprengstoff in den Bunkern und Kasematten zerstörten die Engländer fast alle Militäranlagen und fast alle unterirdischen Tunnels der Insel.

Sprengung

 

Doch Dat helge Land, es ging nicht unter.

 

Am 1. März 1952 gaben die Briten die Insel an die BRD zurück.

Die Bevölkerung durfte zurückkehren.

1962 erhielt Helgoland die staatliche Anerkennung als Nordseeheilbad.

Seit 2015 fördern die Off-Shore-Windparks Strom, und spülen Euros in Helgolands Kassen.

Helgoland soll Produzent von grünem Wasserstoff werden.

 

 

Quellen:

Viele der folgenden Texte sind (teilweise modifizierte) Texte der Schautafeln des Helgoländer Klippenrandweges.