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Ludwig Wilhelm von Baden

 

Türkenlouis 240Geb. 8. April 1655 in Paris, † 4. Januar 1707 in Rastatt

war Markgraf von Baden-Baden, Bauherr des Rastatter Schlosses, ein erfolgreicher Feldherr und genialer Stratege, ein glückloser Politiker.

 Ludwig Wilhelm war der einzige Nachkomme einer unglücklichen Ehe zwischen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden (1625-1669) und der französischen Prinzessin Luise Christine von Savoyen-Carignan (1627-1689), die am Hofe des Sonnenkönigs lebten. Ludwig XIV. war Ludwig Wilhelms Taufpate.

Da Luise sich weigerte Versailles zu verlassen, zogen Vater und der 6 Monate alte Ludwig allein nach Baden-Baden.
Als der Vater nach einem Jagdunfall unerwartet stirbt, ist Ludwig 14 Jahre alt.

Mit 15 unternimmt er seine Kavaliersreise, die ihn von Frankreich nach Italien, Mailand, Florenz und Rom führt. Er besucht Vorlesungen, trifft Papst Klemens X., besucht die Medici’s , kehrt als 19-jähriger zurück nach Baden-Baden und tritt in die kaiserliche Armee ein.

Schnell macht er Karriere und wird dabei von seinem Onkel Hermann unterstützt, Hofkriegsratpräsident des Heiligen Römischen Reiches und von Raimondo Montecuccoli, einem bedeutenden Militärstrategen des 17. Jahrhunderts. Nach der Einnahme der Festung Philippsburg verleiht ihm der Kaiser ein Infanterieregiment.

Mit 22 Jahren wird er Markgraf von Baden-Baden.

Aber er ist selten zu Hause.

Als die Franzosen 1689 seine Markgrafschaft verwüsteten und neben Baden-Baden mit seinem Ahnenschloss auch Städte wie Ettlingen, Rastatt, Bühl und Oberkirch (u.v.a.) in Rauch aufgehen, feiert er eine siegreiche Schlacht gegen die Türken.

Ein Jahr später heiratet Ludwig Wilhelm die Prinzessin Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg.

Nach dem Frieden von Nimwegen wird er Major und erlebt im großen Türkenkrieg in der Schlacht von Slankamen (bei Belgrad) 1691 seinen größten militärischen Sieg. Fortan wird er als „Erretter der Christenheit“ in ganz Europa gefeiert und erhält seinen Beinamen „Türkenlouis“.

1693 übernimmt er das Kommando im Pfälzischen Erbfolgekrieg am Oberrhein, doch ohne die militärische Unterstützung des Kaisers ist sein Ziel “Frankreich in Frankreich zu bekämpfen“ nicht realisierbar.

„Ohne Armee, ohne Geld, ohne Proviant, ohne alle übrigen Requisiten habe ich nicht Ursache, große Hoffnungen zu hegen“, schrieb er nach Wien.

Als sich Ludwig Wilhelm beim Kaiser in seiner üblichen offenen Art über die mangelnde Unterstützung Wiens, noch immer hat er kein Reichsheer, beschwert, unterstellt der Kaiser dem Mann, der ihm Thron und Reich rettete, geheime Konspiration mit dem Feind.

Leopold beauftragte darüber hinaus den Prinzen Eugen mit der Überwachung Ludwig Wilhelms. Als sein Vetter Ludwig Wilhelm „von allen Verleumdungen freispricht“, war dieser zwar offiziell rehabilitiert, aber schuf sich, da er weiterhin an den „Mönchen“, wie er die Geistlichen des Wiener Hofes nannte, Kritik übte, weitere Feinde.

Schon 1695 hat er die Befestigungen von Sinsheim und Eppingen wiederherstellen lassen und formt mit den „Eppinger Linien“ den ersten „Westwall“.
Weitere Befestigungen reichten von Kehl bis Phillipsburg, wobei besonders die Linie Bühl-Stollhofen in die Geschichte einging. Durch ein Schleusensystem konnte das flache Land unter Wasser gesetzt werden.

1703 sollten sich diese Vorkehrungen bewähren. Die französischen Marschälle Villars und Tallard wollten „Le prince de Bade“ überrumpeln, scheiterten jedoch an den Befestigungen und dem uneinnehmbaren Stollhofen.

Vereint mit den holländisch-englischen Truppen unter Marlborough, schlugen Prinz Eugen und Ludwig Wilhelm die französisch-bayrischen Armeen letztendlich bei Donauwörth. Ludwig Wilhelm erlitt auf den Höhen des Schellenberges eine Verletzung, von der er sich nicht mehr erholen sollte.

Trotz Aufforderung des neuen Kaisers Joseph I. den Rhein zu überschreiten und das Elsass zu befreien, beschränkte sich Ludwig Wilhelm auf die Verteidigung, ließ an seinem Schloss in Rastatt weiterbauen und  sah dem Treiben der triumphierenden Helden Marlborough und Prinz Eugen mit wachsender Verbitterung zu.

Noch einmal sollte ihn der Wiener Hof brüskieren. Als die polnischen Stände Ludwig Wilhelm ihre Königskrone anboten, intervenierten die Habsburger.

Ludwig Wilhelm litt. Unter seinem schlechten Gesundheitszustand, seiner Kriegsverletzung und unter dem Undank des Wiener Hofes.

Er hatte nicht mehr viel Zeit, schrieb an Joseph I., sorgte sich um seine Gemahlin und seine Kinder.

Joseph I. wusste inzwischen vom wahren Gesundheitszustand des Markgrafen und antwortete ungewohnt herzlich.

An einem kalten Wintermorgen, am 4. Januar 1707 stirbt der krebskranke Ludwig Wilhelm im Alter von 51 Jahren in seinem Schloss in Rastatt.

Sein Heimatland hat seinen Tod wenig betrauert. Obwohl er es schützte wie kein anderer Markgraf.

Ludwig Wilhelm hat 23 Schlachten geschlagen, 25 Belagerungen geleitet und niemals eine Niederlage erlitten.

Aber er war auch Befehlsempfänger Habsburgs. Er hatte Krieg zu führen.

Sein Drama war, dass er diese Kriege in seinem eigenen Land ausfechten musste.

Das Haus Habsburg hat ihm seine Dienste schlecht gedankt.

Willi Andreas Weishaupt 2014


Literatur:

Baden-Württemberg 1/83, G.Braun

Katalog zur Sonderausstellung 300 Jahre, Der Friede von Rastatt, „....das aller Krieg eine Thorheit sey.“, Stadt Rastatt

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